Notenausgaben aus Hessen und Nassau
Dem Posaunenwerk der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehören über 300 Posaunenchöre mit etwa 4500 Bläserinnen und Bläsern an. Es gliedert sich in die Propsteibereiche Starkenburg, Oberhessen, Rheinhessen, Süd-Nassau, Nord-Nassau und Frankfurt. Die ältesten Chöre sind aus der Erweckungsbewegung des 19. Jahrhunderts hervorgegangen.Vor der Gründung des heutigen Werkes haben in Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen selbständige Verbände gearbeitet. Am 7. Februar 1928 schlossen sie sich zu einem Gesamtverband evangelisch-kirchlicher Posaunenchöre zusammen. Geblasen wurde vorwiegend aus den Kuhlo-Posaunenbüchern und Ausgaben des Emil Ruh-Verlages, Adliswil (Schweiz).
Nach Erscheinen des Gesangbuches für die evangelische Kirche in Hessen (1904) wurde im Jahr darauf von Pfarrer Otto Kappesser ein Choralbuch für Posaunenchöre herausgegeben, das zu 109 Melodien schlichte Sätze enthielt.
Für den Oberhessischen Verband kirchlicher Posaunenchöre veröffentlichte 1926 Stiftsdechant Otto Lenz Märsche für Posaunenchöre - Ein Beitrag zur Darbietung einer kirchlichen Schreitmusik für Posaunenchöre unter Mitarbeit von Arnold Mendelssohn. Lenz vermerkt im Nachwort: Die vorliegende Sammlung verdankt ihre Entstehung einem empfindlichen Mangel, der bei kirchlichen Festen und Aufzügen immer wieder zu Tage tritt. Wir haben keine kirchliche 'Schreitmusik'. Wir haben lustige Märsche genug und darunter leichte Ware übergenug. Sie werden auch bei kirchlichen Festzügen notgedrungen gebraucht. Sie stehen aber mit ihrem musikalischen und textlichen Inhalt oft im schreienden Gegensatz zu der jeweiligen kirchlichen Veranlassung.
Im Jahre 1953 wurde Kurt König als erster Landesposaunenwart
angestellt.
Von ihm gingen in seiner zehnjährigen Tätigkeit wichtige
Impulse aus, was sich auch in seinen Veröffentlichungen zeigt. Im
Auftrag des Posaunenwerkes der Evangelischen Kirche in Deutschland
erschienen 1960 in der Werkreihe für Bläser und Orgel
drei Ausgaben mit Choralkompositionen.
Gottfried Neubert: | Lobt Gott, ihr Christen alle gleich Christ ist erstanden |
Karl-Heinz Hüttenberger: | Wie schön leuchtet der Morgenstern |
Im gleichen Jahr erscheint sein fröhliches Spielbuch Die Stadtpfeifer, das eine empfundene Lücke in der Bläserliteratur geselligen Charakters ausfüllen sollte. Fanfaren, Aufzüge und Märsche aus alter Zeit, Menuette, Volkstänze und Spielmusiken wurden hierfür eingerichtet.
1962 veröffentlichte er im Selbstverlag die Spielmusik für allerlei Instrumente. Im Vorwort schreibt er: Es handelt sich bei allen Stücken um Originalkompositionen, die sich in den verschiedenartigsten Besetzungen musizieren lassen. Viele Stücke, die im Violinschlüssel notiert sind, eignen sich durchaus auch für Hörner und Posaunen.
Zu den Landesposaunentagen erschienen Sonderdrucke. Seit 1964 setzten die Nachfolger Königs diese Tradition fort. Die zu blasende Literatur alter und neuer Meister, verschiedenen Bläserausgaben entnommen, wurde in Heften herausgegeben. Darüber hinaus sind zwei Ausgaben mit Auftragskompositionen zu nennen:
Gottfried Neubert: (1926-1983) |
Der 8. Psalm Kantate für vier Bläserchöre, Chor und Gemeinde, 1972
Den Mittelpunkt der Kantate bildet der Psalm Herr, unser Herrscher, wie herrlich, daß du da bist in einer zeitgenössischen Übersetzung von Jörg Zink. Als zeitgemäße Interpretationsmittel kommen Rufe des Chores und Cluster der Posaunen zum Einsatz. Die vor- und nachgestellten neuen Gemeindelieder werden als Einstimmung und anbetende Betrachtung miteinbezogen.
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Friedrich Zipp: (1914-1997) |
Ihr sollt meine Zeugen sein Choralfeier für drei Bläserchöre, 1980
Die Choralfeier ist so angelegt, daß die Gemeinde in das musikalische Geschehen miteinbezogen wird. Die aus verschiedenen Jahrhunderten stammenden und daher auch stilistisch unterschiedlichen Cantus firmi zu einer höheren Einheit zusammenzuführen, wurde vom Komponisten angestrebt. |
Das Erscheinen des Beiheftes Singe, Christenheit zum Evangelischen Kirchengesangbuch (EKG) für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck veranlaßte 1982 erstmals die Posaunenwerke beider Kirchen zur Herausgabe eines Begleitheftes für Bläser.
Auch das neue Gesangbuch (EG) von 1994 ist eine gemeinsame Ausgabe der beiden hessischen Kirchen. Die Auswahl der Bläsersätze zum Regionalteil wurde von den Landes- und Bundesposaunenwarten Friedel W. Böhler, Susanne Dürr, Johannes Kunkel, Marshall Lamohr, Wilhelm Schmidt und Horst Wetzlar besorgt.
Eine erfreuliche Tatsache ist es, daß beide hessische Posaunenwerke eine gemeinsame Bläserausgabe im Strube Verlag, München, herausbrachten. Das Hessische Bläserheft '96 wurde von Susanne Dürr-Ludwig, Monika Hofmann, Andreas Kalthoff, Johannes Kunkel, Marshall Lamohr und Horst Wetzlar zusammengestellt. Es enthält Literatur aus verschiedenen Epochen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Einzelsätze, Suiten, Partiten und doppelchörige Werke aus alter und neuer Zeit stehen neben Choralmusiken, Neuen Liedern und swingender Musik.
Als praktische Hilfe zur Aus- und Weiterbildung der jungen Bläserinnen und Bläser erschien 1992 die Spielmusik für Jungbläser. 22 drei- bis fünfstimmige geeignete Stücke, denen ein Einblasprogramm vorangestellt ist, wurden von Horst Wetzlar eingerichtet.
Horst Wetzlar
Landesposaunenwart i. R.
Erschienen in: Beiträge zur Geschichte evangelischer Posaunenarbeit herausgegeben von Horst Dietrich Schlemm, Lieferung 4/1, Was wurde wann und wo geblasen?, Gütersloh, 1996