Predigt mit musikalischen Akzenten für Johannes Kunkel
Lieber Johannes, liebe Familie Kunkel und alle, die dazu gehören,
liebe musikalische Gefährtinnen und Gefährten von Johannes,
liebe Verabschiedungsfestgemeinde, liebe Schwestern und Brüder!
1. Musik ist Dein Leben, lieber Johannes! Zahllose Töne und Klänge,
Melodien und Lieder haben Dich in den vielen Jahren Deines Dienstes begleitet und erfüllt. Einige Deiner Lieblingslieder hast Du für diesen Gottesdienst und die Predigt
ausgewählt.
Das erste ist der Gospelsong „Just a Closer Walk With Thee“,
der vermutlich auf südafrikanische Kirchen des 19. Jahrhunderts zurückgeht.
Dir gefällt daran vor allem die Melodie, die Richard Roblee so wunderbar arrangiert hat.
Der Text dagegen, der von der intensiven, immer enger werdenden Nähe zu Gott und Jesus
spricht, ist Dir, wie Du unumwunden bekundet hast, zu fromm.
Der christliche Glaube bedeutet Dir viel, Dein Vertrauen auf Gott hat Dich durch die Jahrzehnte,
vor allem auch Krisen und schwere Zeiten getragen. In Deiner Arbeit als Landesposaunenwart hast Du
Dich in einer wohltuenden, eben nicht frömmelnden Weise als Christenmensch zu erkennen
gegeben. Du hast unsere Bläserei stets als Gottesdienst verstanden. Wir machen Musik nicht um
ihrer selbst willen, bei allem Bemühen um Wohlklang nicht um der musikalischen Perfektion
oder nur zur Erlangung eigener Verdienste und Auszeichnungen willen, sondern zum Lobe Gottes und
zur Freude der Menschen. Daran hast Du uns bei allen Gelegenheiten immer wieder erinnert. Der
Bezug zu Gott, die Verbundenheit mit dem Himmel waren Zentrum und Maßstab Deines Wirkens.
Darum gehörten entsprechende Impulse und Andachten bei Workshops und Freizeiten für Dich
selbstverständlich dazu. Du hast uns ermutigt, in den Proben das kleine Andachtsbüchlein
des Posaunenwerks einzusetzen und Dich gefreut, wenn daraus gelesen wurde. „Gott loben, das
ist unser Amt“, das war Dein Leitspruch und Deine Mission, mit der Du uns immer wieder
angesteckt hast. Mit unseren Instrumenten, mit unserer Musik, in unseren Proben, aber eben auch in
unserem Alltag, mit unserem Leben sollen wir Gott ehren, ihm, unseren Mitmenschen und uns selbst
Freude bereiten. Du warst und bleibst für uns ein wunderbarer Mitarbeiter am Psalm 150.
Just a Closer Walk With Thee
(arr. Richard Roblee (*1943))
2. Das zweite Lied, das Du für diesen Gottesdienst ausgesucht hast, ist das gesungene Gebet „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Mit dem neuen Text von Vera-Sabine Winkler, der neuen Melodie von Matthias Nagel, die Burkhard Jungcurt passend zusammengefügt und arrangiert hat, war es Dein Lieblingslied beim Mittagsgebet im Zentrum Verkündigung. Die Friedensbitte ist angesichts der schrecklichen Kriege, einer sogar mitten in Europa, der andere im Nahen Osten, im Heiligen Land, aktueller und dringender denn je. Doch der Frieden beginnt ja im Kleinen, bei uns, in der Art und Weise, wie wir einander begegnen. Dieser Frieden, dieser respektvolle Umgang miteinander lagen Dir, lieber Johannes, am Herzen und Du hast uns in den Chören dafür sensibilisiert. Themen wie Menschenführung, Umgang mit schwierigen Leuten im Posaunenchor gehörten darum zum Repertoire Deiner Kurse und besonders Deinem Ausbildungsprogramm für Chorleiterinnen und Chorleiter.
Natürlich konntest Du dabei gut anknüpfen an die integrative Kraft der Posaunenchöre. In ihnen musizieren Menschen allen Alters, verschiedenster Berufe, allerlei individueller Charaktere, diverser bläserischer Fähigkeiten. Sie alle mitzunehmen auf einem möglichst hohen musikalischen Niveau, aber auch niemanden abzuhängen oder zu verlieren, das war stets Dein Ziel.
Frieden im Posaunenchor, eine gute, freundliche, wertschätzende Atmosphäre waren Dir wichtig. Umso mehr hast Du gelitten unter der Friedlosigkeit, die über weite Strecken im Posaunenwerk, im Landesposaunenrat, im Miteinander mit Deinen beiden schwierigen Kollegen herrschte. Mögen die Wunden und Schmerzen, die Du dabei davongetragen hast, endgültig verheilen und Dir in Zukunft nicht mehr wehtun.
Mögest Du das jetzt alles hinter Dir lassen, Dich künftig ausschließlich den Menschen und Dingen zuwenden können, die Dir guttun, Freude bereiten und Dich ganz in Frieden lassen.
Verleih uns Frieden gnädiglich
(arr. Urs Bicheler (*1987))
3. Dein drittes Wunschlied ist seit vielen Jahren ein Hit in unserer Landeskirche, für Dich, lieber Johannes, geradezu die Hymne der EKHN, stammt dieses Lied doch aus ihrer Mitte. „Komm, Herr, segne uns“ ist das Werk des von Dir sehr geschätzten ehemaligen Frankfurter Propstes Dieter Trautwein. Wie oft hast Du es in diversen Variationen und bei unterschiedlichsten Gelegenheiten mit Gruppen und Chören musiziert! Für den Posaunentag 2006 in Mainz etwa hattest Du von Andreas Hesping-Barthelmes eigens ein schönes Vorspiel und verschiedene Begleitsätze komponieren lassen, die Ihr mit sattem Sound in einer großen Schar blechblasender Menschen freudig zu Gehör gebracht habt. Und Pit Weigand schrieb zu „Komm, Herr, segne uns“ speziell für Euch BiHüNer Sätze in verschiedenen Stilarten, die Ihr im EKHN-Medienhaus für die Telefonanlage der Kirchenverwaltung aufgenommen habt und die dort abwechselnd während der Warteschleife zu hören waren. Der Jazz-Satz lief dabei am längsten und wurde bald zu Eurer BiHuN-Erkennungsmelodie. Bei Anrufen in Darmstadt habe auch ich mich immer wieder an diesem Gebläse erfreut.
Allein schon dieses kleine Beispiel zeigt, wie eng und selbstverständlich Du mit unserer Landeskirche verbunden warst und bist, Du Deine Arbeit als Landesposaunenwart als einen Dienst in und für unsere Kirche verstanden hast. Entsprechend konstruktiv hast Du mit den Mitarbeitenden des Zentrums Verkündigung zusammengearbeitet, haben wir alle gemeinsam an einem Strang gezogen, um die Posaunenchorarbeit in unseren Bezirken bestmöglich zu fördern und zum Klingen zu bringen. Dass dies alles, unser ganzes Leben, auch unser berufliches Wirken allerdings nicht nur in unserer Hand liegen und von uns abhängig sind, sondern wir in all unserem Tun und Lassen auf Gottes Hilfe angewiesen sind, drücken wir in der klingenden Bitte um seinen Segen aus.
„Komm, Herr, segne uns“
(Satz in Jazz: Pit Weigand (*1953))
4. Das letzte Lied, das Du für die heutige Predigt ausgesucht hast, ist in Deinen Augen der Choral der Christenheit schlechthin: „Christ ist erstanden“. In etlichen Osternächten konntest Du dieses Lied eindrucksvoll inszenieren, die Hoffnung auf das neue Leben jenseits unseres Sehvermögens berührend zum Klingen bringen. Dass Christus den Tod überwunden hat, wir auf Auferstehung hoffen, fest darauf vertrauen, dass nie der Tod das letzte Wort über uns hat, ist ein wesentlicher Bestandteil unseres christlichen Glaubens. Manchmal erleiden wir kleine Tode ja schon vor unserem eigentlichen Tod und erleben das Wunder der Auferstehung bereits mitten im Leben. Auch diese Erfahrungen hast Du, lieber Johannes, reichlich gemacht: Freundschaften, Beziehungen sind Dir zerbrochen, nahestehende Menschen, allen voran Deine lieben Eltern, Dir gestorben, verlässliche Gesundheit und selbstverständliche Kraft seit einigen Jahren Dir genommen. Doch immer wieder fandest Du die Energie und Zuversicht, aufzustehen, Deinen Weg fortzusetzen, weiterzuarbeiten. Besonders wie Du es nach Deinem Schlaganfall mit den bleibenden Einschränkungen geschafft hast, Dich ins Leben zurückzukämpfen, Deine Arbeit erneut und alsbald für ein noch größeres Gebiet aufzunehmen, für uns, für die Chöre da zu sein – natürlich tatkräftig unterstützt von Deiner lieben Alex – habe gewiss nicht nur ich stets mit großem Respekt bewundert. Du hast eine sichtbare Auferstehung mitten im Leben erlebt und selbst mit bewirkt. Nicht zuletzt auch darin bist und bleibst Du uns ein großes, ermutigendes Vorbild, für das wir Dir danken.
Das neue Leben, das Gott Christus geschenkt hat, dürfen wir auch für uns erhoffen, das Wunder der Auferstehung – manchmal schon hier und jetzt, erst recht am Ende – frohgemut erwarten. „Ich lebe, und ihr sollt auch leben“, sagt Jesus im Evangelium. Diese grandiose, überwältigende Botschaft dürfen wir mit unseren Instrumenten lautstark hinausposaunen und -trompeten in unsere Kirchen und Gemeinden, in unsere Welt hinein.
Christ ist erstanden
von der Marter alle.
Des solln wir alle froh sein;
Christ will unser Trost sein.
Wär er nicht erstanden,
so wär die Welt vergangen.
Seit dass er erstanden ist,
so lob“n wir den Vater Jesu Christ.
Des solln wir alle froh sein;
Christ will unser Trost sein.
„Christ ist erstanden“, das ist ein klares Statement des Lebens gegen den Tod, ein ausdrückliches Dennoch und Trotzdem gegen alles Wenn und Aber, ein mächtiger Protest der Hoffnung gegen die Resignation, ein strahlender Lichtblick gegen bedrückende Finsternis.
Den Tönen des Todes setzen wir die Melodie des Lebens, den nicht enden wollenden Klageliedern Dank und Lobpreis entgegen. „Gott loben, das ist unser Amt!“ – hier und jetzt in dieser Welt und dereinst im Himmel in Gottes ewiger Zukunft.
Christ ist erstanden
(1. Modernes (vor 1970) Arrangement: Heinrich Ehmann (1938–1996),
2. Jazziges Arrangement: Mathias Grabisch (*1961))
Pfarrerin Heike Schuffenhauer
Ev. Talkirchengemeinde Eppstein
Vorsitzende des Bezirks Südnassau im Posaunenwerk der EKHN